Es gibt einen Bluepost zum Thema Vanilla-Server. Viele Spieler würden solche Server verlangen, weil die Classic Zeit einfach die beste war. Blizzard weiß von diesem Wunsch, ist aber überzeugt, dass diese Spieler nur die rosarote Brille aufhaben, wenn sie zurückdenken. Daher wird es voraussichtlich keine Vanilla-Server geben.
Auch wenn ich Blizzard zustimme (dazu gleich mehr), würde ich an ihrer Stelle trotzdem einen Vanilla-Server zur Verfügung stellen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es so ein großer Aufwand ist, die alte Software wieder rauszukramen und Server mit dem alten Stand aufzusetzen. Aber an der Stelle kann ich mich täuschen. Oder die alte Software ist sogar schlicht nicht mehr vorhanden, was es natürlich extrem verkomplizieren würde. Anywhere.
Aber so lange es ein vertretbarer Aufwand ist, würde ich den Spielern diese Forderung erfüllen, einfach damit Ruhe ist.
Denn ich glaube fest, dass die Stimmen "Vanilla war soooo super" ganz schnell verstummen werden.
Super war nämlich nicht Vanilla (oder in meinem Fall BC, ich habe ja erst in BC angefangen), sondern super war der Anfang. Das Entdecken und Kennenlernen einer neue Welt. Die Faszination und das Staunen. Und das ist etwas, was nie wieder kommen wird.
Als ich Level 12 war, bin ich bei der Erkundung das Brachlandes an einen Übergang in ein neues Gebiet gekommen und habe mich gefragt, was da wohl ist. Also bin ich reinmarschiert. Und plötzlich stand vor mir ein Krokodil, welches keine Stufe hatten, sondern einen Totenkopf im Bild. WTF? Und Sekunden später war ich tot. Ok, Totenkopf heißt also "extrem gefährlich". Also habe ich mich wiederbelebt - aber natürlich nicht aufgegeben. Ich wollte wissen, was es da gibt. So habe ich mich bis nach Brackenwall durchgestorben und mich wie ein kleines Kind gefreut, als ich im freundlichen Ogerdorf ankam.
Mit Mitte 40 zog mich einer aus der Gilde durch Maraudon. Der Tod der Prinzessin bescherte mir eine Quest, die ich in der Mondlichtung abgeben sollte. Zwischen mir und der Mondlichtung lag aber ein langer Tunnel mit bösen Mobs von der Holzschlundfeste, die über Level 50 waren. Aber ich wollte nicht warten, bis ich im Level passend war, ich wollte diese Quest sofort abgeben. Also starb ich mich durch den Holzschlundfeste-Tunnel. Und kam in Winterquell raus... Also wieder zurück, und diesmal abbiegen. Ich weiß nicht mehr, wie lange das gedauert hat, aber sicher ne Stunde. Es war nervig und frustrierend, aber als ich endlich die Mondlichtung erreichte, war es wie Weihnachten und Geburtstag zusammen.
Was würde heute passieren, wenn ich auf einem alten Server an genau diesen Stellen stehen würde? Ich würde nicht nach Düstermarschen reingehen, weil ich genau weiß, wie Brackenwall aussieht. Ich würde drei Quests für die Holzschlundfeste machen und dann unbehelligt durch den Tunnel gehen.
Es gibt in Azeroth für mich nichts mehr zu entdecken. Ich kann nicht mehr staunen und es ist auch nichts faszinierend. Aber das liegt nicht an Azeroth, das liegt an mir.
Auf der anderen Seite wäre ich genervt, weil ich bis Level 40 zu Fuß gehen muss. Und weil das Aufmounten 3sec dauert. Weil das erste Fliegen nur 60% Fluggeschwindigkeit bringt. Weil ich ein bis zwei Stunden suchen muss, bis ich eine 5er Gruppe für eine Instanz voll habe. Weil ich zum Lehrer rennen muss, um in einer Ini zu heilen.
Sorry, aber es ist nichts spannend daran, 15min zu Fuß durch ein Gebiet zu gehen, welches man kennt, nur um das nächste Questgebiet zu erreichen. Das ist einfach verschwendete Lebenszeit.
Nein, ich möchte die Wow-Zeit nicht zurückdrehen (auch wenn ich dem Schlüsselbund und den Zugangsquestreihen nach weine). Aber ja, ich würde sehr gerne mich selber zurückdrehen, um diese Anfangsfaszination nochmal zu erleben. Das wäre toll. Aber es ist natürlich unmöglich. Vielleicht geht es in Teilen mit einem ganz anderen Rollenspiel, aber einen Teil meiner Routine, neue Welten zu erkunden, werde ich zukünftig zu jedem neuen Spiel dieser Art mitnehmen.
4 Kommentare:
Weil das erste Fliegen nicht existiert.
Fixed. :P
Doch, bei mir schon, ich hab ja in BC angefangen. :-P
Hab aber fast drauf gewartet, dass das jemand schreibt. Aber ich berichte halt von meinem persönlichen Erfahrungen. Und Fliegen war ne Qual, da hat man doch wieder das schnelle Bodenmount genommen.
Aber zum "eben mal schnell akf gehen" war es praktisch, einfach 50m hoch fliegen.
Toller Beitrag!
Ich habe mir nie Gedanken über Vanilla-Server gemacht, weil ich WoW noch nicht lange genug spiele, um beurteilen zu können, wie viel besser es zu Classic-Zeiten war oder auch nicht war. Allerdings frage ich mich trotzdem schon etwas länger, was an Ur-WoW so viel besser gewesen sein soll, dass sich so viele die "gute alte Zeit" zurückwünschen.
Was ich aber sagen kann ist, dass ich dieses Staunen, von dem du sprichst, gerade jetzt erlebe. Zu Zeiten von Mists of Pandaria! Den Grund dafür hast du bereits angesprochen: Für mich ist WoW in vielerlei Hinsicht noch neu, noch unverbraucht. Ich durchstreife mit meiner Draenei-Jägerin gerade zum ersten Mal Kalimdor und bin bei jedem neuen Gebietseintritt gespannt, was mich dort erwarten könnte. Genauso wird es mir auch ergehen, wenn ich wieder einen neuen Charakter anfange, diesmal auf Seiten der Horde, ganz einfach, weil ich noch nicht alles in WoW kenne.
ABER dieses Staunen wird bei mir eben weniger. Nicht, weil das Spiel schlechter wird, sondern weil ich mich mit jedem weiteren Schritt durch Azeroth besser darin auskenne. Und genau deswegen tut Blizzard wohl wirklich gut daran, ein neues Addon mit neuen Quests und Gebieten zu planen, statt Altes wieder aufzuwärmen. Denn neue Inhalte können diese Faszination wieder aufleben lassen. Alte dagegen nur schwer. ;)
Vielen Dank für das Lob. :-)
Bei deinem letzten Absatz kann ich aber nur in Teilen zustimmen. Irgendwann bringen neuen Gebiete, neue Quests, neue Ideen leider nicht mehr viel. Blizzard gibt sich wirklich Mühe, immer wieder wirklich Neues einzuführen (Fahrzeugkämpfe in WotLK, Spiel im Spiel in Cata, die Farm oder die Kampfgilde in MoP), aber trotzdem ist der Kick raus.
Das ist wie bei einem alten Ehepaar. Man freut sich zwar über die Blumen oder das schöne gemeinsame Essen, aber die Schmetterlinge im Bauch sind einfach weg. Man betritt neue Gebiete sehr routiniert und erforscht sie systematisch. Und man staunt nicht, weil man die Größe der Welt und die Art der Gegner schon lange gewohnt ist.
Dass heißt nicht, dass das ganze keinen Spaß mehr macht, eine alte Ehe kann ja auch wunderbar funktionieren. Aber wenn man sich an die ersten Wochen der Liebe zurückerinnert, war das eben doch die schönste Zeit. ;-)
Kommentar veröffentlichen